Tempelhaus Neckarelz


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Unweit der Bundesstraße steht zwischen den Bäumen ein hoch aufragendes Gebäude, das auf den ersten Blick wie eine Kirche erscheint, auf den zweiten Blick wie ein Wohnturm. Es ist als "Tempelhaus" bekannt, was die Anlage mit einem geheimnisvollen Schauer umgibt? Waren hier die sagenhaften Tempelritter zu Gange?

Das feste Haus offenbart seinen Charakter dem, der es auf ordentlichem Weg von der Südseite her betritt. Da führt, auf der Höhe des Obergeschosses, eine Brücke über einen Graben zum Hauptzugang. Da sind die gotischen Fenster dann in "normaler" Höhe, da erkennt man, dass die Anlage am Uferhang der hier in den Neckar mündenden Elz errichtet wurde, schließlich säumen barocke Heiligenstatuen einen Vorplatz.

Geschichte

Eine Tiefburg am Rand der Elz-Niederung wurde erstmals 1300 erwähnt, geht aber wohl auf eine staufische Anlage zurück. Diese war auf der Süd- und Ostseite durch einen Graben vom Hochufer getrennt. Wohl gegen Ende des 13. Jahrhunderts kam die Burg in den Besitz der Johanniter, die hier ein Spital einrichteten und eine Kapelle anbauten. Das in der Kirche erhaltene Epitaph von 1302 nennt Conrad v. Büchele den Gründer des Hauses.

1350 verkauften die Johanniter den Besitz an Engelhart von Hirschhorn; im 15. Jahrhundert kamen mehr und mehr Besitzanteile an den Pfalzgrafen von Mosbach, den 1499 die Kurpfalz beerbte.

Die Bezeichnung „Tempelhaus“ kam erst im späten 16. Jh. in Gebrauch.

Tempelhaus Neckarelz von Südosten
Tempelhaus von Südosten

Baubeschreibung

Das Untergeschoss des länglichen mehrstöckigen Gebäudes wurde 1926 – 29 zu einer einfachen Unterkirche ausgebaut, der direkte Zugang zu den Keller- und Lagerräumen wurde 1606 eingebrochen.

Das Hauptgeschoss der Anlage ist über eine Steinbrücke von Süden her zugänglich, den vor dem Gebäude angelegten Vorplatz zieren 1752 aufgestellte Steinfiguren. 1731-35 wurde der gesamte erste Stock zu einer zu Ehren Mariä Himmelfahrt geweihten Kirche ausgebaut. Ursprünglicher Kirchenraum war der im Osten gelegene polygonale Chor mit gotischen Maßwerkfenstern und Kreuzgewölbe. Dieses hat sorgfältig gearbeitete Schlusssteine, der Chor ist in einer Farbfassung des 14. Jh. gehalten. An der Chor-Südwand ein Fresko des Heiligen Christophorus. An der Nordwand der Conradusstein von 1302.

Der Turm an der Südwestecke des Gebäudes ist in seinem Kern – bis zur Höhe des Dachtraufs – wohl stauferzeitlich und trägt eine Zwiebelhaube des 18. Jahrhunderts. Er vermittelt den Aufgang zum Obergeschoss mit dem ehemaligen Dormitorium der Johanniter, in einer gewölbten Kapelle über dem Chor wird der ehemalige Kapitelsaal der Johanniter vermutet.

Das Tempelhaus als Kirche

Mit der Gegenreformation in der Kurpfalz unter dem Haus Neuburg erhielten die Katholiken zunächst den Chor als Kirche, 1698 – 1705 die nebenan gelegene Martinskirche als Simultankirche, 1705 dann den Chor des Tempelhauses als Kirche. Mit dem Umbau in den 1730er Jahren war das gesamte Geschoss Kirchenraum.

Neckarelz: Westseite der alten Johanniterburg mit dem auf Höhe der alten Elzniederung gelegenen Untergeschoss.

Neckarelz: Der im 14. Jahrhundert angebaute Chor im Hauptgeschoss des Gebäudes, heute Chor der katholischen Kirche. Oben: Westseite der alten Johanniterburg mit dem auf Höhe der alten Elzniederung gelegenen Untergeschoss.

Unten: Der im 14. Jahrhundert angebaute Chor im Hauptgeschoss des Gebäudes, heute Chor der katholischen Kirche.

     

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