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La Turquerie - die Türkenmode im 18. Jahrhundert

Am Ende einer langen Periode, in der das "türkische" Element vor allem zur Bewältigung der Angst vor dem übermächtigen Gegner der Türkenkriege diente, wurde das "Türkische" zum Synonym für Exotik. "Türkische" Elemente - oder was man dafür hielt - wurden zur Mode und zur Chiffre für den Rückzug ins Private. Damit war "La Turquerie" in die gleiche Funktion gerückt wie die Schäfermode.

In einer älteren Sequenz haben wir "La Turquerie" ausführlich dargestellt - bis zur Umarbeitung wird noch einige Zeit vergehen.

La Turquerie in Kürze:

Seit den Briefen der Lady Mary Montague, die sie während ihres Aufenthalts im Osmanischen Reich, vor allem in Istanbul, nach Hause schrieb, geriet das türkische Element zunehmend in das Interesse von Adel und Großbürgertum. Man verkleidete sich zunächst bei Kostümfesten und nutzte dann die türkischen Elemente der Kleidung als Chiffre für den Rückzug ins Private.

Seit Lullys Oper "Le Bourgeois Gentilhomme" (Der Bürger als Edelmann) war die Türkenmode in die Musik eingezogen. Zunächst als Angstabfuhr gedacht, geriet die Musik im türkischen Stil in den Sog der Mode, so dass viele Komponisten nicht umhin konnten, diese Motive aufzugreifen. Besonders bei der Mannheimer Hofmusik des pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor tritt hinzu, dass sich mit dem türkischen Element in der Musik die Experimentierfreude verband, so dass in diesem exotischen Genre das Innovative ausgeprägt zum Zug kommen konnte.

Der Adel folgte der Türkenmode auch, indem er in seinen Gärten türkische Pavillons und Moscheen als Staffagebauten für höfische Vergnügungen errichten ließ. Keiner allerdings ging so weit wie der pfälzische Kurfürst Carl Theodor, der eine Moschee als größtes Bauwerk in einem Garten errichten ließ, aus dem die Hofgesellschaft längst ausgezogen war. Diese letzte der Gartenmoscheen ist nicht mehr Staffagebau, sondern gebautes Denkmal für den Toleranzgedanken, für Vernunft und Aufklärung, die sich, wie in Lessing "Nathan dem Weisen", mit dem Orient verband.

Angelika Kauffmann
Bildnis Theresa Robinson Parker, 1773
Katalog Angelika Kauffmann 1999 Nr. 54
Privatsammlung. Wikimedia Commons/PD
Lady Parker trägt ein Hosenkleid a la turque
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Unten:
Jean-Etienne Liotard,
Marie-Adelaide von Frankreich im türkischen Kostüm
Florenz, Uffizien
Wikimedia Commons /PD



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