Empire-Mode auf Schloss Arenenberg


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Im Napoleonschloss auf dem Arenenberg werden derzeit Gewänder gezeigt, die auch der französischen Schlossherrin gefallen hätten. Die Sonderausstellung «Haute Couture! Pariser Chic in der Provinz» präsentiert Empiremode in die prachtvollen Salons des Schlosses. Die nach Entwürfen der Zeit geschneiderten Kleidungsstücke hat das Napoleonmuseum Thurgau aus Frankreich ausgeliehen, sie waren bisher noch nie in der Schweiz zu sehen.

Nathalie Harran und Christina Egli (stellvertretende Direktorin des Napoleonmuseum Thurgau). Nathalie Harran, Expertin für historische Gewänder, kam aus Frankreich um die leihgebende Sammlung La Dame d'Atours zu vertreten. Foto: Katja AngermaierZugeschnitten auf die Madame von Welt
Als Hortense de Beauharnais ihre Gäste empfing, trug sie die angesagtesten Pariser Kreationen: Die Taille unter der Brust, hauchdünne Stoffe, dazu lief man barfuss oder mit leichten Ballerinas. Neben festlichen Damenkleidern werden in den Räumen des Schlosses auch Kindermode und Herrenkleidung gezeigt. Männer trugen damals lange Hosen, die «Pantalottes» (aus den Arbeitshosen entstanden), Mantel und Frack aus einfachen Wollstoffen, ein Halstuch und hoch stehende Krägen. Die kurzen Haare wurden ins Gesicht gekämmt und mit langen Koteletten getragen.

Nathalie Harran und Christina Egli (stellvertretende Direktorin des Napoleonmuseum Thurgau). Nathalie Harran, Expertin für historische Gewänder, kam aus Frankreich um die leihgebende Sammlung La Dame d'Atours zu vertreten. Foto: Katja Angermaier

Ausstellung für Modeverliebte
Die Sonderausstellung «Haute Couture! Pariser Chic in der Provinz» zeigt nun 25 historische Outfits von Frauen, Männern und Kindern im Napoleonschloss. Geschneidert nach Vorlagen aus der Zeit von 1789 bis 1816 zeigen sie die Mode zur Kernzeit des Lebens der Königin Hortense. Die Stücke stammen aus der Privatsammlung von La Dame d’Atours und sind erstmals ausserhalb Frankreichs zu sehen. In den passenden historischen Salons des Napoleonschlosses werden die Kleidungsstücke stimmig präsentiert.

Kleidung von züchtig bis durchsichtig
Während sich die Männermode in Zeiten der Revolution kaum veränderte, folgte die Damenmode immer wieder neuen Trends. Während der Revolution (1789-1799) und des Konsulats (1799-1804) waren zum Beispiel manche Dekolletés so eng, dass die Brust nach oben gezurrt wurde. Das empfand der konservative Korse Napoleon als unanständig und er sorgte nach seiner Machtergreifung dafür, dass die Kleidung der Damen zunächst bei Hofe und später in ganz Frankreich wieder züchtig wurde. Ähnliches galt auch für die Dessous: Trug eine Frau bis zur Revolution noch Korsett und Reifrock, war es anschliessend schick, «ganz ohne» zu gehen und so seinen Körper nicht mehr einzuengen. Auch hier griff der Kaiser rigoros ein: Im Empire kam das Korsett zurück.

Dress to impress à la 1800
Unsere Vorfahren von Rang wechselten mehrmals am Tag ihre Garderobe und für alle Fälle besass man selbstverständlich auch zwei oder drei Exemplare für den gleichen Anlass (wie zum Beispiel zum Promenieren im Park, am See oder in der Stadt). Die Modemacher bezogen übrigens die Namen für ihre Kleider gerne aus damals aktuellen Ereignissen. Sie erinnerten so an mehr oder weniger entfernte Gegenden. Der Ägypten-Expedition des Generals Bonaparte folgten so beispielsweise «Ärmel à la Mamelouk». Auch im Stil orientierten sie sich gerne an historischen Vorbildern; gerade die Antike stand hier hoch im Kurs.

Modefan Hortense de Beauharnais
Die «Kunst zu Gefallen» beherrschte Hortense de Beauharnais wie kaum eine andere. Kein Wunder also, dass sie schöne Kleider und Stoffe liebte, schliesslich war sie ja auch ein Kind ihrer Zeit. Als sich die Königin in Konstanz und im Thurgau fest ansiedelte, kam ihr gesamtes Hab und Gut in Kisten verpackt an den Bodensee. Darunter sicher auch ihre kostbaren Roben. Mit ihnen erschien sie auf den Einladungen der hiesigen Hautevolee oder gab selbst Empfänge. Was für eine Pracht und was für ein Aufsehen mag sie damit in der Provinz verursacht haben! Wahrscheinlich liess Kaiserin Eugénie, ihre Schwiegertochter, ihre Kleider nach Hortenses Tod nach England bringen. Dort verlieren sich ihre Spuren. Ihren Geschmack und ihre Modevorlieben sind durch Bilder und Inventarlisten überliefert. Diese berichten immer wieder von kostbaren Stoffen und erwähnen die Kleider des kaiserlichen Hofes. Entsprechend dieser Vorgaben wurden die Ausstellungsstücke ausgewählt.

Ausstellung für Modeverliebte
Zusätzliche öffentliche Führungen finden am Sonntag, 9. und 23. Oktober sowie 13. November 2016 jeweils um 15 Uhr statt (18 Franken inklusive Museumseintritt). Die Plätze für die Führungen sind beschränkt, eine Anmeldung wird empfohlen unter der Telefonnummer +41 (0)58 345 74 10 oder via reservation.nap@tg.ch.

Weitere Informationen: www.napoleonmuseum.ch


Verziertes Kleid. Kleid nach einem Portrait der Herzogin von Bassano von Baron Gérard (1812). Foto: Katja Angermaier

Hofkleid mit rotem perlenbesticktem Mantel. Foto Katja Angermaier
Hofkleid mit rotem perlenbesticktem Mantel. Foto Katja Angermaier

Weisses Kleid mit kleinen Puffärmeln. Foto: Katja Angermaier
Weisses Kleid mit kleinen Puffärmeln. Foto: Katja Angermaier

Kleid mit kurzer Schleppe. Foto: Katja Angermaier
Kleid mit kurzer Schleppe. Foto: Katja Angermaier

Kleid mit gelber Tunika und weisses Kleid mit Ärmeln im Mameluk-Stil
Kleid mit gelber Tunika und weisses Kleid mit Ärmeln im Mameluk-Stil. Foto: Katja Angermaier

     

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Napoleonmuseum Arenenberg 

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