9.2.18

Von Pulverdampf und Schlachtidyll

Ein Porzellanservice der Frankenthaler Manufaktur in Mannheim

Plakat zur AusstellungService mit Schlachten-DekorTeekanne mit biwakierenden Soldaten am Feuer(rem) Die Sonderausstellung „Von Pulverdampf und Schlachtidyll“ entführt ins 18. Jahrhundert, als Porzellan so kostbar war, dass es auch „weißes Gold“ genannt wurde. Von China aus trat es seinen Siegeszug nach Europa an und durfte bald an keinem Fürstenhof mehr fehlen. Die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen beherbergen einen besonderen Schatz: die weltweit größte und bedeutendste Sammlung an Frankenthaler Porzellan. Mehr als 100 fragile Kostbarkeiten belegen in der neuen Präsentation die Meisterschaft der kurfürstlichen Manufaktur - sowohl bei opulent gestaltetem Geschirr als auch überaus kunstvollen Plastiken. Im Mittelpunkt erstrahlt mit einem Kaffee- und Teeservice von um 1766 ein Glanzstück der Sammlung. Die Schau ist vom 11. Februar bis 2. Dezember 2018 im Museum Zeughaus C5 zu sehen. Sie zeigt, dass Porzellan nicht nur kostbares Schaustück ist, sondern auch Spiegel seiner Zeit. Gemälde, Möbel und Waffen stellen das Service in seinen historischen Kontext.

Links: Plakat mit dem Motiv der Kaffekanne: Schlachtszene aus den Türkenkriegen. © rem

Mitte: Bataillenservice (43 Teile)

Unten: Detail vom Dekor der Teekanne. Frankenthal, um 1766. Beide Fotos © rem, Foto: Maria Schumann

Das 43-teilige Service gehört zu den wertvollsten Produkten, die jemals in der Frankenthaler Manufaktur gefertigt wurden. Es kam vor zwei Jahren als Geschenk von Traudl Engelhorn- Vechiatto an die Reiss-Engelhorn-Museen und steht jetzt erstmals im Fokus einer Ausstellung. Dass ein Service dieser Größe komplett und unbeschadet die Jahrhunderte überdauert hat, ist eine absolute Seltenheit. Die Kannen, Tassen und Untertassen wirken fast wie neu und sind alle kunstvoll bemalt. Christian Heinrich Winterstein, einer der besten Frankenthaler Porzellanmaler, gestaltete sie mit großer Liebe zum Detail. Er wählte ein im 18. Jahrhundert beliebtes Motiv. Reiterkämpfe vor historischer Kulisse, rastende Soldaten in naturnahen Landschaften, Lagerszenen bis hin zu dramatischen Schlachten vermitteln ein idealisiertes Bild vom Kriegsgeschehen der damaligen Zeit. Diese sogenannten Bataillen zierten im Barock - einer Zeit, in der Krieg allgegenwärtig war - Gemälde, Grafiken und Porzellan. Sie stellten den Künstler vor die besondere Herausforderung, die Dynamik des Kampfes und den Pulverdampf der abgeschossenen Feuerwaffen möglichst lebensecht einzufangen.

Die Frankenthaler Manufaktur gehörte zu den frühen Gründungen und hatte ein weitverzweigtes Vertriebsnetz. Welchen Stellenwert ihre Erzeugnisse auch heute noch haben, zeigt sich daran, dass sie Sammlungen in aller Welt bereichern - von Florenz bis Toronto. Die Sammlung der Reiss-Engelhorn-Museen umfasst mehr als 1.000 Stücke und ist damit weltweit nicht nur die bedeutendste, sondern auch eine der größten.

Zur Ausstellung „Von Pulverdampf und Schlachtidyll“ ist beim Verlag Schnell und Steiner ein reichbebilderter Katalog mit neuesten Forschungsergebnissen erschienen. Regelmäßig finden Führungen durch die Schau statt. Die erste steht am Sonntag, den 18. Februar 2018 um 14 Uhr auf dem Programm.

Von Pulverdampf und Schlachtidyll
Weißes Gold aus der Frankenthaler Manufaktur
11.2.-2.12.2018
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Museum Zeughaus C5

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