18.7.20

Schlösser und Gärten

Heutige Gedenktage: Schwetzingen und Schussenried

18. Juli 1763: Kurfürstliche Festakademie mit Wolfgang Amadeus Mozart in Schloss Schwetzingen

(ssg) Im Juli 1763 hatte der damals siebenjährige Wolfgang Amadeus Mozart auf seiner Tour durch Europa mit seiner Schwester und seinem Vater Schwetzingen erreicht. Am 18. Juli, heute vor 257 Jahren, brachte der junge Musiker bei einer „Kurfürstlichen Festakademie“ in der Sommerresidenz des Kurfürsten Carl Theodor den ganzen Hof zum Staunen. Die Reise durch Europa, die dreieinhalb Jahre dauerte, begründete Mozarts Ruf als Wunderkind.

Wolfgang Amadeus Mozart. Bild: LMZ/SSGSchloss Schwetzingen: Mozartsaal im südlichen Zirkelbau. Foto: Günter Bayerl/SSGWolfgang Amadeus Mozart. Bild: LMZ/SSG

Schloss Schwetzingen: Mozartsaal im südlichen Zirkelbau. Foto: Günter Bayerl/SSG

Zu Gast in der Stadt und am Hof
Der siebenjährige Mozart besuchte zwischen dem 15. und 29. Juli 1763 mit seiner Schwester und seinem Vater im Rahmen einer Konzertreise den kurpfälzischen Hof. Die Mozarts wohnten jedoch nicht im Schloss, sondern im Gasthof „Zum Roten Haus“ in der damaligen Speyerer Straße. Heute erinnert eine Plakette an dem ehemaligen Gasthof in der Dreikönigstraße 6 an die berühmten Gäste.

Ein Konzertabend zu Ehren der Familie Mozart
Bei einer der musikalischen kurfürstlichen „Accademien“, die im „Salle de jeu“ im südlichen Zirkelbau stattfanden, war das siebenjährige Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart zusammen mit seinem Vater Leopold seiner Schwester Nannerl bei Kurfürst Carl Theodor zu Gast: Am 18. Juli 1763 musizierte er hier vor dem kurpfälzischen Hof. „Meine Kinder haben ganz Schwetzingen in Bewegung gesetzet: und die churf. Herrschaften hatten ein unbeschreiblich vergnügen, und alles geriet in verwunderung“, schrieb leopold Mozart am Tag nach dem Konzert an einen Freund in Salzburg. Anlässlich des 250. Geburtstages des berühmten Komponisten wurde der „Salle de jeu“ im Jahr 2006 offiziell in Mozartsaal umbenannt.

Ausflugsziel Schwetzingen
Es sollte viel Zeit vergehen, bis Mozart Schwetzingen ein weiteres Mal besuchte: Am 29. Oktober 1777 reiste der Salzburger mit seiner Mutter Maria Anna nach Mannheim und machte auch in der Sommerresidenz Station. Dreizehn Jahre später, am 24. Oktober 1790, kam Mozart erneut in die Kurpfalz, um in Mannheim seine Oper „Die Hochzeit des Figaro“ zu dirigieren. Ein Nachmittagsausflug führte ihn in den Schwetzinger Schlossgarten.

18. Juli 1013: Hermann von Reichenau, „Wunder des Jahrhunderts“, wird geboren

Am 18. Juli 1013, vor über 1.000 Jahren, wurde Hermann von Reichenau geboren. Als Mönch wurde er einer der größten Gelehrten seiner Zeit. „Wunder des Jahrhunderts“ nannten ihn die Zeitgenossen wegen seiner Gelehrsamkeit. Im Deckenfresko der Bibliothek von Kloster Schussenried, mehr als 700 Jahre später entstanden, findet man ihn als Vertreter für die Disziplinen Astronomie und Wissenschaft.

Ein Leben im Kloster
Am 18. Juli 1013 wurde Hermann von Reichenau als zweitältester Sohn des Grafen Wolfrat II. und dessen Frau Hiltrud in Oberschwaben geboren. Seine Eltern stammten aus dem schwäbischen Grafengeschlecht von Altshausen-Veringen. Hermann litt nach heutigen medizinischen Begriffen wahrscheinlich an einer spastischen Lähmung; seine Eltern gaben ihn wohl auch deswegen mit sieben Jahren in das Kloster auf der Reichenau. Dort wurde er medizinisch versorgt und ausgebildet. Trotz seiner Lähmung – er konnte kaum laufen und nur schwer sprechen – besuchte er die Klosterschule und entwickelte sich zu einem bedeutenden Wissenschaftler. Und er wurde mit seiner Behinderung im Namen berühmt: Sein lateinischer Name Hermannus Contractus bedeutet Hermann der Lahme. Man erkennt ihn auf Bildern daher oft an seiner Krücke. Unter Abt Berno von Reichenau legte er sein Mönchsgelübde ab. Vermutlich hat er das Kloster bis zu seinem Tod nicht wieder verlassen. Er starb am 24. September 1054; beerdigt wurde er in der Familiengrablege in Altshausen.

Deckenfresko im Bibliothekssaal des Kloster Schussenrief: Hermann der Lahme als Gelehrter. Foto: Klosterverwaltung Schussenried/SSGDeckenfresko im Bibliothekssaal des Kloster Schussenrief: Hermann der Lahme als Gelehrter. Foto: Klosterverwaltung Schussenried/SSG

Das Universalgenie
Hermann von Reichenau übersetzte als einer der Ersten das antike Wissen der Mathematik und der Astronomie, das sich vor allem in arabischen Schriften erhalten hatte. Es ist gut möglich, dass die bis heute gültige Einteilung der Stunde in 60 Minuten auf ihn zurückgeht – ebenso wie die historische Einteilung der Jahre vor und nach Christus. Der allseitig gebildete und begabte Mönch arbeitete außerdem als Komponist und Dichter: Er komponierte das „Salve Regina“, das heute noch gesungen wird. Gemeinsam mit Abt Berno zählte er zu den bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit. Die Zeitgenossen des 11. Jahrhunderts bestaunten ihn als das „Wunder unseres Jahrhunderts“.

Hermannus contractus im Schussenrieder Deckenfresko
Als das riesige Deckenfresko im Bibliothekssaal von Schussenried entstand, war Hermann von Reichenau schon über 700 Jahre tot. An der Schussenrieder Decke findet man ihn unter den Vertretern der Astronomie und der Mathematik. Erkennbar ist er an einem Globus – und an seiner Krücke. Das Deckenbild versammelt Szenen der Heilsgeschichte, Beispiele für die göttliche und irdische Weisheit und Repräsentanten der wissenschaftlichen Disziplinen. Das Thema: die Bibliothek als Sitz der Weisheit, wobei alles weltliche Wissen sich der Theologie unterordnet. Das komplizierte Bildprogramm stammt von einem Theologen; geschaffen hat das vielfigurige Fresko der Maler Franz Georg Hermann in den 1750er Jahren.

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