20.9.21

Wohnen und Denkmalschutz sind kein Widerspruch

Vierter Tag: Denkmalreise der Ministerin macht Station im Regierungsbezirk Stuttgart

(mlw_bw) Auf ihrer viertägigen Denkmalreise (7. bis 10. September) durch alle vier Regierungsbezirke des Landes wirbt die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Nicole Razavi MdL für die wertvolle Arbeit der Denkmalpflege. Am Freitag (10. September) machte sie Station im Regierungsbezirk Stuttgart. Schwerpunktthema der Reise ist dieses Jahr: „Wohnen und Leben im und mit dem Kulturdenkmal – damals und heute“.

Ministerin Nicole Razavi MdL (Mitte) besichtigt die Mühlentechnik in der Oberen Mühle am Amorsbach bei Külsheim.Ministerin Nicole Razavi MdL (Mitte) besucht die archäologischen Grabungen in Unterregenbach gemeinsam mit dem Präsidenten des Stuttgarter Regierungspräsidiums Wolfgang Reimer (links) und dem Präsidenten des Landesamts für Denkmalpflege Prof. Dr. Claus Wolf (rechts).Die Wohnhochhausgruppe „Romeo und Julia“ in Stuttgart-Zuffenhausen, Vertreterin des organischen Bauens, war die vorletzte Station auf der Denkmalreise. Die Ministerin in den ehemaligen Textilwerken Heinrich Otto und Söhne (HOS) in Wendlingen am Neckar, einer herausragenden Industrieanlage, die noch heute als Musterbeispiel eines Textilwerks des Historismus schlechthin gelten kannLinks: Ministerin Nicole Razavi MdL (Mitte) besichtigt die Mühlentechnik in der Oberen Mühle am Amorsbach bei Külsheim.

Darunter: Ministerin Nicole Razavi MdL (Mitte) besucht die archäologischen Grabungen in Unterregenbach gemeinsam mit dem Präsidenten des Stuttgarter Regierungspräsidiums Wolfgang Reimer (links) und dem Präsidenten des Landesamts für Denkmalpflege Prof. Dr. Claus Wolf (rechts).

Darunter: Die Wohnhochhausgruppe „Romeo und Julia“ in Stuttgart-Zuffenhausen, Vertreterin des organischen Bauens, war die vorletzte Station auf der Denkmalreise.

Ganz unten: Die Ministerin in den ehemaligen Textilwerken Heinrich Otto und Söhne (HOS) in Wendlingen am Neckar, einer herausragenden Industrieanlage, die noch heute als Musterbeispiel eines Textilwerks des Historismus schlechthin gelten kann

Alle Fotos: Uli Regenscheit/ mlw

Ihre Tagestour startete Ministerin Razavi bei der sogenannten Oberen Mühle, die letzte von einst drei Mühlen am Amorsbach. Das insgesamt drei Geschosse zählende Hauptgebäude des Mühlenanwesens steht in leichter Hanglage und wurde im Erdgeschoss massiv, in den beiden Obergeschossen als Fachwerkkonstruktion ausgeführt. Eine inschriftliche Datierung am Rundbogentor des Gewölbekellers weist darauf hin, dass das massive Erdgeschoss aus dem späten 16. Jahrhundert stammt. Im Inneren beherbergt das Gebäude neben der Mühlentechnik, eine großzügige Wohneinheit, die mehrere Jahrzehnte in zwei kleine Wohnungen unterteilt war. Prägende Elemente wie Kassettentüren, Dielenböden etc. aus der Nachkriegszeit sind erhalten. Die von den neuen Eigentümern engagiert verfolgte Sanierung berücksichtigt den spezifischen Charakter dieses Kulturdenkmals. Neben der privaten Wohnnutzung wird eine Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit als Schaumühle angestrebt. „Wohnen im Denkmal ist gelebte Nachhaltigkeit. Das große Engagement der Eigentümer und der Erhalt des Kulturdenkmals als privater Wohnraum beeindruckt mich“, betont Razavi.

Weiter ging es nach Unterregenbach, das seit den 1960er Jahren einer der wichtigsten Forschungsschwerpunkte der Mittelalterarchäologie in Baden-Württemberg. Diese wird nun wiederbelebt, um offene Fragen mit modernen Methoden der Archäologie und Naturwissenschaften zu klären. In Unterregenbach wurde in den vergangenen Jahrzehnten ein einmaliges Ensemble aus Kirchen und Bestattungsplätzen mit Herrensitz und Siedlung des Früh- bis Spätmittelalters archäologisch untersucht. Von privater Seite wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, die sich der archäologischen Erforschung von Unterregenbach widmet.

„Romeo und Julia“ nicht von William Shakespeare, sondern die Wohnhochhausgruppe in Zuffenhausen als Vertreterin des organischen Bauens, war die nächste Station der Delegation um Ministerin Razavi. Die skulpturalen Bauten zählen in der architekturgeschichtlichen Forschung zu den herausragenden Leistungen der Nachkriegsmoderne. Das Engagement für neue Bauweisen und den Einsatz neuer Materialien stellt im Rahmen der anstehenden Sicherungs- und Instandhaltungsmaßnahmen eine Herausforderung dar und erfordert die Entwicklung neuer Restaurierungskonzepte. “Insbesondere bei Modernisierungen von Wohngebäuden steht die Denkmalpflege immer wieder vor der Frage, wie Gebäude energetisch optimiert werden können. Ich bin beeindruckt von den Innovationen in diesem Bereich“, so Razavi.

Zum Abschluss der Denkmalreise besuchte sie die ehemaligen Textilwerke Heinrich Otto und Söhne (HOS) in Wendlingen am Neckar. Heinrich Otto, der die Firma von 1844 bis 1894 leitete, baute den elterlichen Betrieb zu einem der größten Textilwerke Württembergs aus mit Standorten in Frickenhausen, Neckartenzlingen, Nürtingen, Plochingen, Reichenbach und Unterboihingen. 1885 beschloss Robert Otto, Leiter des Unterboihinger Werks, die Errichtung einer Weberei mit neuem Standort in Wendlingen, eine herausragende Industrieanlage, die noch heute als Musterbeispiel eines Textilwerks des Historismus schlechthin gelten kann.

Nun soll hier ein neues Stadtquartier, als Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA 2027, mit 330 Wohnungen überwiegend in Neubauten und 47.000 m² Gewerbefläche entstehen. „Die Umnutzung des Spinnerei-Hochbaus, sowie des neuen Kessel- und Maschinenhauses mit Dampfturbine und der Weberei sind eine denkmalpflegerische und planerische Herausforderung“, so Razavi. Die Bergmann-Dampfturbine von 1910 ist Gegenstand interdisziplinärer Zusammenarbeit von Landesamt für Denkmalpflege und verschiedener Hochschulen (KIT, DDT Bamberg). „Ich werde diese Projekte gespannt weiterverfolgen. Wohnen und Leben im und mit dem Kulturdenkmal wird man hier in Wendlingen eindrucksvoll zeigen können. Ich freue mich über die große Bereitschaft und Expertise, die bei diesen „Denkmalchallenges“ zum Ausdruck kommt.“, sagte Razavi.

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