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Schloss und Schlossgarten Schwetzingen

8. Juni 1716: Todestag des pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm

(ssg) Am 8. Juni 1716 starb Johann Wilhelm von der Pfalz, der Schloss Schwetzingen als seine Sommerresidenz wiederaufbauen und zu einer repräsentativen Dreiflügelanlage erweitern ließ. Nach dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekriegs hatte der Kurfürst die Rückgabe der von den Franzosen besetzten pfälzischen Gebiete erreicht. Die Bedingung dafür war, dass er die Katholisierung der Kurpfalz nicht rückgängig machte.

Jans Frans van Douven: Kurfürst Johann Wilhelm und seine Gemahlin Anna Maria Luisa de' Medici. 1708. Stadtmuseum Düsseldorf.Johann Phlipp van der Schlichten, Kurfürst Johann Wilhelm. Um 1729. Schloss Mannheim. Foto: kulturer.be.Schloss Schwetzingen, Gartenfront. Foto: kulturer.be.Jans Frans van Douven: Kurfürst Johann Wilhelm und seine Gemahlin Anna Maria Luisa de' Medici. 1708. Stadtmuseum Düsseldorf.

Johann Phlipp van der Schlichten, Kurfürst Johann Wilhelm. Um 1729. Ausschnitt. Schloss Mannheim. Foto: kulturer.be.

Schloss Schwetzingen, Gartenfront. Foto: kulturer.be.

Ein junger Landesherr

Johann Wilhelm wurde am 19. April 1658 als erster Sohn des Herzogs Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg und Elisabeth Amalia von Hessen-Darmstadt geboren. Um ihn mit der Halbschwester des amtierenden Kaisers, Leopold I., verheiraten zu können, übergab sein Vater ihm vorzeitig die Herrschaft über Jülich und Berg. Am 25. Oktober 1678 heiratete Johann Wilhelm in der Wiener Neustadt die Erzherzogin Maria Anna Josepha (1654–1689), Tochter des 1657 gestorbenen römisch-deutschen Kaisers Ferdinand III. Ihr Halbruder war bereits seit 1676 mit Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg verheiratet und die Verbindung des Hauses Pfalz-Neuburg mit dem Kaiserhaus wurde durch die neue Heirat noch enger geknüpft. Das junge Paar ließ sich in Düsseldorf nieder und der alte Herzog zog sich mit seiner Familie nach Neuburg an der Donau zurück.

Der Kurprinz wird Kurfürst

Im Jahr 1685, nachdem Herzog Philipp Wilhelm die Kurwürde erhalten hatte, führte Johann Wilhelm den Titel Kurprinz. Nach dem Tod seines Vaters 1690 übernahm er seinen Rang und war nun pfälzischer Kurfürst, Pfalzgraf von Neuburg und Herzog von Jülich-Berg. Im Frieden von Rijswijk (1697), der den so genannten Pfälzischen Erbfolgekrieg beendete, erreichte Johann Wilhelm die Rückgabe der von den Franzosen besetzten pfälzischen Gebiete. Dies erlangte er durch das Zugeständnis, dass die französischen Maßnahmen zur Rekatholisierung der Pfalz nicht rückgängig gemacht werden dürften. Johann Wilhelm selbst war tief katholisch, weshalb ihm dieses Zugeständnis nicht schwerfiel. Da Schloss Heidelberg im Krieg zerstört worden war, residierte Johann Wilhelm weiterhin im Düsseldorfer Schloss.

Eine politische Verbindung

Am 29. April 1691 – zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Maria Anna Josepha – heiratete Johann Wilhelm Anna Maria Luisa de‘ Medici, die Tochter des Großherzogs der Toskana, im Dom von Florenz. Seine künftige Ehefrau hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gesehen. Es war eine Fernhochzeit, eine Trauung per Stellvertreter.

Eine harmonische Ehe

Erst im Mai des Jahres begegnete sich das Paar. Und obwohl der Beginn gegen alle modernen Vorstellungen von romantischer Liebe war: Die Ehe von Anna Maria Luisa de‘ Medici und Johann Wilhelm verlief glücklich. Zwar blieb sie kinderlos, doch die beiden galten bei ihren Zeitgenossen als äußerst harmonisches Herrscherpaar – trotz der Liebschaften ihres Mannes. Sie teilten viele Interessen, etwa an der Jagd und an höfischer Prachtentfaltung; gemeinsam förderten sie Malerei und Musik in ihrer Residenz in Düsseldorf.

Eine ebenbürtige Herrscherin

Sie galten als ebenbürtige Partner. Als der Spanische Erbfolgekrieg ausbrach, verhandelte Kurfürstin Anna Maria in Abwesenheit ihres Mannes mit den französischen Truppen. So verhinderte sie den Beschuss und die Eroberung Düsseldorfs, ihrer damaligen Residenz. Erst mit dem Herrschaftsantritt von Kurfürst Carl Philipp, dem jüngeren Bruder von Johann Wilhelm, kehrte die Residenz in die Kurpfalz zurück.

Aufbau einer Sommerresidenz

Schloss Schwetzingen wurde in seiner Geschichte einige Male umgebaut, zerstört und wieder aufgebaut. Gerade einmal 35 Jahre vor dem Pfälzischen Erbfolgekrieg hatte Kurfürst Karl Ludwig das im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Schloss für seine Geliebte und zweite Gemahlin Luise von Degenfeld wieder aufbauen und prächtig einrichten lassen. Nach den Zerstörungen während des Pfälzischen Erbfolgekriegs beauftragte Johann Wilhelm 1710 erneut den Wiederaufbau und veranlasste repräsentative Gebäudeerweiterungen. Er plante, das Schloss als Sommerresidenz zu nutzen.

Schloss und Garten – barocke Kunstwerke

Um die Kavaliere, Hofdamen und Bediensteten in seiner Nähe unterzubringen, ließ Johann Wilhelm ab 1710 zwei Flügel an das Schloss anbauen. Das Schloss präsentierte sich nun als kleine Dreiflügelanlage mit einem Ehrenhof. Nach dieser Umgestaltung wurde das Schloss nicht mehr zerstört. Am 8. Juni 1716, mit 58 Jahren, starb der Kurfürst kinderlos in Düsseldorf. Sein Bruder Carl Philipp übernahm die Nachfolge, erweiterte in Schwetzingen den Schlossmittelbau auf der Gartenseite und gab ihm auch hier eine symmetrisch barocke Fassade. Er war der Auftraggeber für die Anlage eines barocken Schlossgartens mit geometrisch angelegten Beeten und Springbrunnen sowie einer ersten Orangerie am heutigen Kreisparterre. Sein Nachfolger Carl Theodor schuf schließlich das heute noch erhaltene, faszinierende Gesamtkunstwerk des Schlossgartens Schwetzingen mit seinen Gartenarchitekten Johann Ludwig Petri und Nicolas de Pigage.

Schlossgarten Schwetzingen

Aktuelle Informationen über die Öffnung von Schlossgarten und Schloss finden Sie in unserer jeweils aktuellsten Nachricht aus Schwetzingen.

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