Zwischen Mittelalter und Renaissance


Frankreich um 1500

 

Jean Hey, Verkündigung (Ausschnitt), 1490-1495, The Art Institute of Chicago, Sammlung Mr & Mme Martin A. Ryerson, © photography The Art Institute of Chicago 2010 Die Ausstellung befasst sich mit einer noch relativ unbekannten Periode der französischen Kunstgeschichte, die durch zahlreiche künstlerische Begegnungen und Kreationen ohnegleichen geprägt wurde. Es handelt sich um die erste große Veranstaltung, die einen Bogen von der Herrschaft Karl VIII. (1483-1498) bis Ludwig XII. (1498-1515) spannt.

Im Mittelpunkt steht die historische Figur Anne de Bretagne, die die Gemahlin der beiden Könige war. Die Epoche zeichnet sich durch wirtschaftlichen Aufschwung, demografische Entwicklung und territoriale Expansionen (Italienkriege) aus. Kulturell steht diese Zeit im Zeichen des Humanismus. Es war eine von Kontrasten geprägte künstlerische Blütezeit, die jedoch noch weitgehend unbekannt ist. In den meisten Werken, die der europäischen Kunst jener Epoche gewidmet sind, wird Frankreich kaum oder gar nicht erwähnt.

Mit mehr als 200 Meisterwerken und dank jüngster Studien vermittelt diese Ausstellung eine Vorstellung von jener Zeit, als sich Frankreich am Schnittpunkt zahlreicher Wege befand, sich der Tradition und neuen Bewegungen widmete, Beständigkeit und Bruch die Kunstlandschaft prägten. Dank kostbarer Leihgaben aus Chicago, München, Brüssel, Autun oder Paris ist es möglich, einen umfassenden Überblick über das Werk bedeutender Maler dieser Epoche wie der Meister von Moulins, alias Jean Hey, der bekannteste „französische” Maler jener Zeit, zu vermitteln. Der Bogen spannt sich von Skulpturenensembles und Glasmalereien aus ganz Frankreich, Tapisserien aus öffentlichen oder privaten europäischen und amerikanischen Sammlungen bis hin zu seltenen Goldschmiedearbeiten.

Die Buchkunst - Handschriften und Drucke -, nimmt einen wichtigen Platz in der damaligen Kunstproduktion ein; den Leihgaben der Bibliothèque nationale de France, die über einen einzigartig reichen Bestand von jener Epoche verfügt, ist es zu verdanken, dass hier einige der größten Meisterwerke gezeigt werden können.

Die Ausstellung beleuchtet das Kunstschaffen dieser Periode unter drei verschiedenen Gesichtspunkten bis in alle Einzelheiten:

Der Ursprung des kreativen Schaffensprozesses: Auftraggeber und Künstler
Dieser erste Teil zeigt auf, inwiefern der Schaffensprozess durch die Begegnung zwischen Kunstliebhabern und Künstler beeinflusst wurde. In den Jahren 1483 bis 1515 führen diese Begegnungen zu vielen verschiedenen künstlerischen Bewegungen. Da die politische Hauptstadt nicht das einzige künstlerische Zentrum ist, wird das ganze Land von den verschiedensten künstlerischen Milieus geprägt. Die Ausstellung präsentiert nicht die gesamte französische Kunstlandschaft, sondern nur einige bedeutende Zentren wie das Loiretal, wo die Herrscher ihren Wohnsitz hatten, das Bourbonnais, das Gebiet großer Prinzen, die Normandie, Champagne, das Languedoc…, wo individuelle und öffentliche Aufträge das Kunstschaffen förderten.

Die Omnipräsenz des Bildes
Dank der Erfindung des Buchdrucks finden nun Bilder und ornamentale Motive weite Verbreitung. Als neue Träger dienen den Künstlern das gedruckte Buch oder Bild, die Medaille oder das Email.

Handgeschriebene und gedruckte Bücher werden von polyvalenten Künstlern ausgeschmückt; dieselben Modellvorlagen dienen für die Illustration von Büchern oder für die Kartons von Glasmalereien oder Tapisserien. Die Neuheit ist nicht unbedingt dort zu suchen, wo sie zu erwarten wäre: Sowohl die „moderne” gotische Verzierung als auch die als „antik” bezeichneten Modelle aus der römischen Antike waren von Erfolg gekrönt und waren erstaunlicherweise bisweilen nebeneinander zu sehen.

Nord-Süd-Austausch
Die letzte Abteilung der Ausstellung befasst sich mit der Begegnung von Menschen, Werken und Formen, deren Ursprung zum Teil hier, zum Teil im Norden oder Süden zu suchen ist. Künstler lassen sich in Frankreich nieder oder sind zeitweilig hier tätig, Werke werden eingeführt, was von der Vitalität mancher Produktionen (z.B. Retabel aus Antwerpen) und dem Interesse französischer Kunstliebhaber zeugt. Gegenüberstellungen wie die vier Tafeln des Meisters von Saint Gilles, die normalerweise in London und Washington aufbewahrt werden, sind sehr beeindruckend. Einige Leihgaben des Louvre und des Art Institute of Chicago erinnern daran, dass der König von Frankreich und sein Umfeld vor 1515 Werke von Malern wie Andrea Solario, Baccio della Porta (Fra Bartolommeo) oder Leonardo da Vinci erworben hatten.

Die Ausstellung wurde von der Rmn und dem Art Institute of Chicago in Zusammenarbeit mit dem Musée du Louvre, dem Musée de Cluny – Musée national du Moyen Age und dem Musée national de la Renaissance, Château d’Ecouen, organisiert.

Die Veranstaltung erhielt die Unterstützung der Bibliothèque nationale de France. Sie wird vom 26. Februar bis 29. Mai 2011 im Art Institue of Chicago präsentiert werden.

Die Ausstellung erhielt die großzügige Unterstützung der State Street.

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Öffnungszeiten: Täglich außer dienstags von 10 bis 20 Uhr, mittwochs bis 22 Uhr. Am 25. Dezember geschlossen.

Eintrittspreis: 11 €, ermäßigter Tarif 8 € (13-25 Jahre, Arbeitslose, kinderreiche Familien).

Freier Eintritt für Besucher unter 13 Jahren, Empfänger des RSA oder der Mindestrente).

Informationen, Kauf der Eintrittskarten und Download des Audioführers (3 €) www.rmn.fr Anfahrt: M° Champs-Élysées-Clemenceau Audioführer: Französisch, englisch, spanisch, 5 €

Bild oben: Jean Hey, Verkündigung (Ausschnitt), 1490-1495, The Art Institute of Chicago, Sammlung Mr & Mme Martin A. Ryerson, © photography The Art Institute of Chicago 2010

    Text: rmn

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