Die Ausstellung befasst sich mit einer noch relativ unbekannten
Periode der französischen Kunstgeschichte, die durch
zahlreiche künstlerische Begegnungen und Kreationen
ohnegleichen geprägt wurde. Es handelt sich um die
erste große Veranstaltung, die einen Bogen von der
Herrschaft Karl VIII. (1483-1498) bis Ludwig XII. (1498-1515)
spannt.
Im Mittelpunkt steht die historische Figur Anne de Bretagne,
die die Gemahlin der beiden Könige war. Die Epoche
zeichnet sich durch wirtschaftlichen Aufschwung, demografische
Entwicklung und territoriale Expansionen (Italienkriege)
aus. Kulturell steht diese Zeit im Zeichen des Humanismus.
Es war eine von Kontrasten geprägte künstlerische
Blütezeit, die jedoch noch weitgehend unbekannt ist.
In den meisten Werken, die der europäischen Kunst
jener Epoche gewidmet sind, wird Frankreich kaum oder gar
nicht erwähnt.
Mit mehr als 200 Meisterwerken und dank jüngster
Studien vermittelt diese Ausstellung eine Vorstellung von
jener Zeit, als sich Frankreich am Schnittpunkt zahlreicher
Wege befand, sich der Tradition und neuen Bewegungen widmete,
Beständigkeit und Bruch die Kunstlandschaft prägten.
Dank kostbarer Leihgaben aus Chicago, München, Brüssel,
Autun oder Paris ist es möglich, einen umfassenden Überblick über
das Werk bedeutender Maler dieser Epoche wie der Meister
von Moulins, alias Jean Hey, der bekannteste „französische” Maler
jener Zeit, zu vermitteln. Der Bogen spannt sich von Skulpturenensembles
und Glasmalereien aus ganz Frankreich, Tapisserien aus öffentlichen
oder privaten europäischen und amerikanischen Sammlungen
bis hin zu seltenen Goldschmiedearbeiten.
Die Buchkunst - Handschriften und Drucke -, nimmt einen
wichtigen Platz in der damaligen Kunstproduktion ein; den
Leihgaben der Bibliothèque nationale de France,
die über einen einzigartig reichen Bestand von jener
Epoche verfügt, ist es zu verdanken, dass hier einige
der größten Meisterwerke gezeigt werden können.
Die Ausstellung beleuchtet das Kunstschaffen dieser Periode
unter drei verschiedenen Gesichtspunkten bis in alle Einzelheiten:
Der Ursprung des kreativen Schaffensprozesses:
Auftraggeber und Künstler
Dieser erste Teil zeigt auf, inwiefern der Schaffensprozess
durch die Begegnung zwischen Kunstliebhabern und Künstler
beeinflusst wurde. In den Jahren 1483 bis 1515 führen
diese Begegnungen zu vielen verschiedenen künstlerischen
Bewegungen. Da die politische Hauptstadt nicht das einzige
künstlerische Zentrum ist, wird das ganze Land von
den verschiedensten künstlerischen Milieus geprägt.
Die Ausstellung präsentiert nicht die gesamte französische
Kunstlandschaft, sondern nur einige bedeutende Zentren
wie das Loiretal, wo die Herrscher ihren Wohnsitz hatten,
das Bourbonnais, das Gebiet großer Prinzen, die Normandie,
Champagne, das Languedoc…, wo individuelle und öffentliche
Aufträge das Kunstschaffen förderten.
Die Omnipräsenz des Bildes
Dank der Erfindung des Buchdrucks finden nun Bilder und
ornamentale Motive weite Verbreitung. Als neue Träger
dienen den Künstlern das gedruckte Buch oder Bild,
die Medaille oder das Email.
Handgeschriebene und gedruckte Bücher werden von
polyvalenten Künstlern ausgeschmückt; dieselben
Modellvorlagen dienen für die Illustration von Büchern
oder für die Kartons von Glasmalereien oder Tapisserien.
Die Neuheit ist nicht unbedingt dort zu suchen, wo sie
zu erwarten wäre: Sowohl die „moderne” gotische
Verzierung als auch die als „antik” bezeichneten
Modelle aus der römischen Antike waren von Erfolg
gekrönt und waren erstaunlicherweise bisweilen nebeneinander
zu sehen.
Nord-Süd-Austausch
Die letzte Abteilung der Ausstellung befasst sich mit der
Begegnung von Menschen, Werken und Formen, deren Ursprung
zum Teil hier, zum Teil im Norden oder Süden zu
suchen ist. Künstler lassen sich in Frankreich nieder
oder sind zeitweilig hier tätig, Werke werden eingeführt,
was von der Vitalität mancher Produktionen (z.B.
Retabel aus Antwerpen) und dem Interesse französischer
Kunstliebhaber zeugt. Gegenüberstellungen wie die
vier Tafeln des Meisters von Saint Gilles, die normalerweise
in London und Washington aufbewahrt werden, sind sehr
beeindruckend. Einige Leihgaben des Louvre und des Art
Institute of Chicago erinnern daran, dass der König
von Frankreich und sein Umfeld vor 1515 Werke von Malern
wie Andrea Solario, Baccio della Porta (Fra Bartolommeo)
oder Leonardo da Vinci erworben hatten.
Die Ausstellung wurde von der Rmn und dem Art Institute
of Chicago in Zusammenarbeit mit dem Musée du Louvre,
dem Musée de Cluny – Musée national
du Moyen Age und dem Musée national de la Renaissance,
Château d’Ecouen, organisiert.
Die Veranstaltung erhielt die Unterstützung der Bibliothèque
nationale de France. Sie wird vom 26. Februar bis 29. Mai
2011 im Art Institue of Chicago präsentiert werden.
Die Ausstellung erhielt die großzügige Unterstützung
der State Street.
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Öffnungszeiten: Täglich außer dienstags
von 10 bis 20 Uhr, mittwochs bis 22 Uhr. Am 25. Dezember
geschlossen.
Eintrittspreis: 11 €, ermäßigter Tarif
8 € (13-25 Jahre, Arbeitslose, kinderreiche Familien).
Freier Eintritt für Besucher unter 13 Jahren, Empfänger
des RSA oder der Mindestrente).
Informationen, Kauf der Eintrittskarten und Download des
Audioführers (3 €) www.rmn.fr Anfahrt: M° Champs-Élysées-Clemenceau
Audioführer: Französisch, englisch, spanisch,
5 €
Bild oben: Jean Hey, Verkündigung (Ausschnitt), 1490-1495,
The Art Institute of Chicago, Sammlung Mr & Mme Martin
A. Ryerson, © photography The Art Institute of Chicago
2010
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