Biographie: Von Augsburg nach Basel
Hans
Holbein d. J. gehört zu den bedeutendsten Künstlern des
frühen 16. Jahrhunderts. Sein Name steht gleichrangig neben
Albrecht Dürer und den am Oberrhein tätigen Hans Baldung
Grien und Matthias Grünewald. Damals blühten hier die Künste
der Malerei, der Zeichnung und des Buchdrucks.
Aus Augsburg stammend, kamen Hans Holbein d. J. und sein
Bruder Ambrosius im Jahr 1515 nach Basel. Ihre künstlerische
Ausbildung hatten sie bei ihrem Vater Hans Holbein d. Ä.
erhalten, der in Augsburg eine grosse Malerwerkstatt leitete.
In Basel konnte Hans früh schon seine Begabung als Porträtist
und Maler von Fassadendekorationen unter Beweis stellen.
Er erhielt den Auftrag von der Stadt, den Grossratssaal
mit Wandbildern auszumalen und führte bald schon Aufträge
für religiöse Tafelbilder aus. Er stand in engem Kontakt
mit Druckern, für die er Entwürfe für Buchillustrationen
lieferte, und den in Basel wirkenden Humanisten, unter ihnen
kein geringerer als Erasmus von Rotterdam, den er mehrmals
porträtierte.
Frankreich und England
Nicht nur die beginnende Reformation in Basel und deren
negative Auswirkung auf die Kunstproduktion, sondern auch
der Anspruch, den der Künstler an sich selber stellte, bewogen
ihn schon bald, sich nach anderen Wirkungsstätten umzuschauen.
So wandte er sich 1523/1524 nach Frankreich und dann nach
England, um eine Tätigkeit als Hofmaler anzustreben. Während
seines ersten Englandaufenthaltes zwischen 1526 und 1528
malte er Dekorationen für die Feste am Hof Heinrichs VIII.
(1491-1547). Es gelang ihm, Aufträge für Bildnisse von Angehörigen
der englischen Aristokratie aus dem Umkreis des Hofs zu
erhalten.
Zu den herausragendsten künstlerischen Leistungen dieser
Zeit zählt das Familienbild des Thomas More (1478-1535),
das den Kanzler Heinrichs VIII. im Kreis seiner Familie
zeigt - es ist das früheste Gruppenbildnis nördlich der
Alpen. Erhalten haben sich der Entwurf Holbeins und Porträtstudien
(im Kupferstichkabinett Basel und in der Royal Collection
in Windsor Castle, England); das Gemälde selbst verbrannte
im 18. Jahrhundert.
Für
kurze Zeit zurück in Basel
Holbein kehrte 1528 für wenige Jahre nach Basel zurück,
wo seine Familie lebte. Damals malte er das Bildnis seiner
Frau mit den beiden älteren Kindern. Noch unmittelbar vor
der Reformation, die 1529 zum Durchbruch gelangte, könnte
er die Orgelflügel für das Basler Münster ausgeführt haben.
Die gezeichnete Passionsfolge im Kupferstichkabinett Basel
gehört jedenfalls zu den letzten Aufträgen mit religiösen
Themen. In dieser Zeit vollendete Holbein auch die Ausmalung
des Basler Grossratssaals.
Im Jahr 1532 wandte er sich erneut nach London. Dort hatte
er Kontakt zu der deutschen Handelsniederlassung im Stalhof,
für deren Mitglieder er Porträts ausführte und deren "Guildhall"
er mit Wandgemälden schmückte. 1535 wurde er Hofmaler Heinrichs
VIIII. Ein Jahr vor seinem unerwarteten Tod 1543 in London
bezeichnete er sich auf dem Selbstbildnis, das in den Uffizien
in Florenz aufbewahrt wird, als Bürger von Basel, der Stadt,
der er innerlich stets verbunden blieb.
alle
Texte © Kunstmuseum Basel
Bilder:
oben Hans Holbein d.J., Bildnis der Anne Lovell (Dame mit
Eichhoernchen), 1527, National Gallery, London
unten
Hans Holbein d.J., Die Solothurner Madonna, 1522, Museum
Solothurn
Beide Bilder © Kunstmuseum Base
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