Entwicklung in Niedersachsen
Als erstes Zisterzienserkloster in Niedersachsen wurde 1135
das Kloster Amelungsborn gegründet (durch Graf Siegfried IV.
von Boyneburg), den letzten weltlichen Spross des Northeimer
Grafengeschlechts. Die villa Amelungsborn, die ihren Namen nach
der im Klosterareal noch heute nachweisbaren Quelle, dem "Born" des
Amelung, trägt, gehörte zu den Erbgütern des Fürstengeschlechts.
Die positive wirtschaftliche Entwicklung des Klosters ermöglichte
die Ausbreitung des Ordens. Bereits 1138 stellte Amelungsborn
den Gründungsabt für Kloster Mariental bei Helmstedt. 1145 entsandte
Amelungsborn einen vollständigen Konvent zur Gründung des Klosters
Riddagshausen bei Braunschweig. Dort legten die Ordensbrüder
eine Teichlandschaft für die Fischzucht an, die heute Naturschutzgebiet
ist; von den ehemals 28 Teichen existieren heute noch elf.
Amelungsborn wurde nicht aufgehoben, als Abt und Konvent das
Augsburger Bekenntnis annahmen. 1655 erließ der Herzog eine neue
Klosterordnung und bestellte den in Holzminden neu eingesetzten
Generalsuperintendenten zum Abt des Klosters. 1760 wurde die
Klosterschule nach Holzminden verlegt und mit der dortigen Stadtschule
vereinigt. Um 1810 endet jeder korporative Zusammenhalt, obgleich
das Amt des Abtes auch im 19. Jh. weiter bestehen blieb. Als
1875 die schulischen Aufgaben des Klosters durch die Verstaatlichung
der Schule endet, bestand das Abtsamt noch als Ehrentitel für
die hohe braunschweigische Geistlichkeit fort.
Durch den Gebietsausgleich von 1941 gelangte der Kreis Holzminden
zur Provinz und die Kirche zur Landeskirche Hannover. Der Kirchensenat
trat in die Rechte des früheren Landesherrn ein und übernahm
die Zuständigkeit für Kloster Amelungsborn. Neue Möglichkeiten
brachte der Loccumer Vertrag, ein Staatsvertrag zwischen dem
Land Niedersachsen und den fünf Landeskirchen. Die zuständigen
kirchlichen Behörden konnten nun die Prälaturen Amelungsborn,
Königslutter, Mariental und Riddagshausen ohne staatliche Mitwirkung
regeln.
Entwicklung in der Mark Brandenburg
Von außerordentlicher Bedeutung für die Stabilisierung und Entwicklung
der Mark Brandenburg war das 1180 25 Kilometer südwestlich von
Potsdam gegründete Kloster Lehnin. Nur einige Jahrzehnte zuvor
1157 hatte der erste Markgraf Albrecht der Bär die Mark aus der
Taufe gehoben. Die ansässigen Slawenstämme hatten die Deutschen
bei ihren vorherigen Versuchen der Ostkolonisation mehrfach zurückdrängen
können, so dass die ersten askanischen Markgrafen wussten, dass
das Land mit dem Sieg von 1157 noch nicht gewonnen war. Der Sohn
Albrechts, der zweite Markgraf Otto I. gründete das Kloster 1180
unter anderem mit dem Ziel, über die Missionierung der "heidnischen" Slawen
und über die wirtschaftliche Leistungskraft der Mönche das Land
zu konsolidieren und schrittweise auszudehnen. Im Sinne ihrer
Selbstverpflichtung zu einem entbehrungsreichen, asketischen
und gottgefälligen Leben fanden die Zisterzienser hier ein geradezu
ideales "jungfräuliches" kulturelles und landschaftliches Gebiet
vor. |