Kurfürst Friedrich V.
Leben
1.1. Jugend
Friedrich wurde am 26. August 1596 im Jagdschloss Deinschwang
als erster Sohn des pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV.
und der Prinzessin Luise Juliane von Nassau-Oranien geboren.
Die Kurpfalz war zu dieser Zeit mit fast allen wichtigen
Fürstenhäusern des Heiligen Römischen Reiches verwandtschaftlich
verbunden. Seine Mutter war die Tochter von Wilhelm I. von
Oranien-Nassau und Charlotte von Bourbon-Montpensier. Dementsprechend
nahmen an seiner Taufe am 6. Oktober 1596 in Amberg viele
in- und ausländische Fürsten und Diplomaten teil.
Da die pfälzische Residenzstadt Heidelberg zu dieser Zeit
von mehreren Pestwellen heimgesucht wurde, verbrachte Friedrich
die ersten beiden Jahre in der Oberpfalz und kam erst 1598
nach Heidelberg. Die Oberpfalz oder Obere Pfalz bildete
zur damaligen Zeit gemeinsam mit der Unteren Pfalz, auch
als Rheinpfalz bezeichnet, die Kurpfalz. Der calvinistische
Glaube des pfälzischen Zweiges der Wittelsbacher bildete
einen tiefen Gegensatz zur katholischen Linie der Familie
in Bayern, die zu dieser Zeit durch Herzog Maximilian I.
in München repräsentiert wurde.
Weil Friedrich über seine Mutter ein Neffe des Fürsten
von Sedan, Heinrich von Bouillon, war, schickte man ihn
ab dem Frühjahr 1604 zur Ausbildung an den Hof in Sedan.
Gerne hätte auch König Heinrich IV. von Frankreich den jungen
Pfalzgrafen an seinem Hofe gesehen. Für Sedan gaben neben
den verwandtschaftlichen Beziehungen aber vorrangig religiöse
Gründe den Ausschlag, denn dort erhielt Friedrich eine streng
calvinistische Ausbildung, auf die man in Heidelberg großen
Wert legte. Sein Lehrer wurde der Theologe Daniel Tilenius,
der dort schon seit 1559 wirkte und als Vertreter eines
gemäßigten königstreuen Calvinismus galt. Tilenius war durch
den Unabhängigkeitskampf der Niederlande und die Religionskriege
in Frankreich geprägt und predigte eine umfassende Solidarität
der protestantischen Fürsten. Er machte es sogar zu deren
Christenpflicht, einzugreifen, wenn Glaubensbrüder in Gefahr
waren oder von der Obrigkeit bedrängt wurden. Diese Ansichten
dürften Friedrich geprägt und die theologischen Grundlagen
für die spätere Politik der Kurpfalz unter seiner Regierung
gebildet haben.
Neben einer gründlichen theologischen Ausbildung lernte
Friedrich auch Dinge, die für seine zukünftige Rolle als
Kurfürst des Reiches wichtig waren. So erlernte er beispielsweise
die französische Sprache, die damals auf dem Gebiet der
Diplomatie wichtig war und wurde mit der französischen Hofkultur
vertraut gemacht.
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